Coronitis pandemica

Man, und damit meine ich tatsächlich nicht irgendeinen, sondern jeden beliebigen Menschen, sollte dieses und die folgenden Viren sehr ernst nehmen. Das Virus hat den Vorteil uns gegenüber, dass es keine Ausnahmen macht und jede Chance nutzt sich zu verbreiten. Wir aber machen ständig Ausnahmen (ja aber ist doch Weihnachten, noch ein Geburtstag …) und verbreiten es dadurch immer weiter. Und jetzt zu den Stoßzeiten treffen wir uns dann auf den letzten Drücker noch in den Geschäften, weil Weihnachten ein unplanbares Ereignis ist. Und nach dem Lockdown wird alles wieder so weit ausgereizt und verbreitet, als gäbe es kein Morgen. Das Allgemeinheitsverhalten im Sommer hat das schonmal eindrücklich bewiesen. Infektionsschutz fängt beim einzelnen an. Dazu braucht es keine behördliche Anordnung, wenn man genug Grips hat. Auch wenn man sich an „die Regeln“ hält, kann man schon einiges dazu beitragen, Covid19 nicht weiter zu verbreiten, ohne sich selber zu schützen. Selbstschutz geht nur durch Verzicht und damit schützt man auch andere.

Wenn ich krank würde, nehme ich an, dass ich gute Chancen habe einen Intensivplatz zu benötigen. Da würde ich bestimmt das Gesundheitssystem auch ein paar Wochen belasten, falls ich so lange überlebe. Das bindet Kapazitäten, die jemand für eine Herzinfakttherapie, eine Krebsbehandlung oder einen Armbruch bräuchte. Diese Menschen hätten weniger Chancen heil aus der Misere heraus zu kommen, bloß weil ich mich irgendwo angesteckt habe. Auch könnte ich meine kranken oder pflegebedürftigen Angehörigen im Krankenhaus oder Pflegeheim besuchen, würde ich mich auf die allernötigsten Kontakte beschränken.

Bisher bin ich ohne Coronitis ausgekommen, toitoitoi, aber die Einschränkungen waren auch zu spüren. Da mein Vater seit Anfang des Jahre seine Krebsbehandlung benötigte und ich von uns Kindern am nächsten dran wohnte, habe ich mich ganz bewußt und sehr penibel darum gekümmert, auch sehr zum Leidwesen meiner Frau, mich nicht in zweifelhafte Situationen zu bringen und alle Werkzeuge zu nutzen, die mir zur Verfügung standen.
Das Problem sind nämlich immer die anderen Menschen, die haben auch ein Leben mit Kontakten und das fängt ja schon bei der Partnerin an, wenn diese beruflich unterwegs ist und kein Homeoffice macht.

Dann alles möglichst Online bestellen und besuchen, der tägliche Einkauf wird grundsätzlich erstmal zur Solofahrt, alle paar Tage und der gemeinsame Wochenendeinkauf kann auch mal ausfallen. Und die Einkauftouren gehen auch nur noch in „sicher empfundene“ Läden zu Zeiten mit wenig Kundenaufkommen. Das wiederum erfordert flexibilität und die Bereitschaft zur Umkehr, wenn der Parkplatz voll ist.

Online – wir haben jetzt gemeinsam ein dreiviertel Jahr Zeit gehabt, uns auf die zweite Welle vorzubereiten. Die Gambler, die das nicht genutzt haben, haben nun verloren. Man muss der Realität ins Auge sehen, die Coronitis pandemica bleibt noch eine Weile, trotz demnächst möglicher Impfungen. Ich würde darauf wetten, dass es auch noch drei Jahre sein werden, wenn nicht sogar vier. Genug Grund also, die eigene Lebensweise so zu modellieren, dass wir uns nicht alle gegenseitig anstecken und ausrotten. Die Wahrscheinlichkeit steigt nähmlich auch mit der Dauer der Lage und bei all den Ausnahmen … ich denke da nur an AIDS/HIV. Heute würde eigentlich auch keiner mehr ohne Gummi wild durch die Gegend poppen. Dazu haben die meisten Leute genug Verstand. Die die selbigen entbehren sterben mit der Zeit aus.
Bei Covid19 ist das noch etwas anders, da viel ansteckender. Deshalb reicht es auch nicht, ein Kondom über die Nudel zu ziehen, sondern man sollte den Raum meiden. Friedhofsbesuche sind eine verdammt einseitige Sache, Skype und co sind da viel unterhaltsamer und oft weniger schmerzhaft.

Der Winter ist angekommen

Heute, am 27.11.2020 war es zum ersten mal wieder winterlich, ein ästhetischer Novembermorgen, wie er im Buche steht. Ein Abschluss für ein Jahr oder für ein Leben.

Auweia, Au-Wiesen sind so wichtig!

Lycaena dispar rutilus

Dieser Schmetterling ist in England, in der Subspezies Lycaena dispar dispar, ausgestorben, zwar schon 1840, aber der L. d. rutilus wird es ihm möglicherweise bald gleich tun. Die Au-Wiesen werden zu oft abgemäht, wodurch die Raupen an Hunger sterben. Ihnen fehlt dann der Ampfer welcher als Futterpflanze, der ihnen auch den Namen Großer Ampferfeuerfalter einbrachte.

Witzigerweise dachte man in den 80er Jahren, dass das Fangen von Schmetterlingen zu großen Einfluss auf den Bestand der Schmetterlingsarten hat und Untersagte in einem Naturschutzgesetz dieses zu tun. Anfangs nur Tagfalter und überhaupt, als Kind habe ich nur die Auswirkungen auf mein Hobby gespürt. Ich durfte nicht mehr los ziehen, mein Vater ist nicht mehr losgezogen, weil die Hürden hoch waren und so verlernte ich viel des Wissens darüber wieder. Immerhin haben wir nicht zu Dekozwecken oder komerziell motiviert gejagt, sondern der Dokumentation wegen. Naja, wie dem auch sei, diese Gesetze haben zu einem Abriss der bundesweiten, durch die Sammler und Hobby-Entomologen erzeugten Erfassung geführt und keine Art gerettet, man hat das Verschwinden nur nicht mehr bemerkt. Sinnvoller wäre ein Habitatschutz gewesen, eine Zusammenarbeit mit zentraler Erfassung und eine Vorgabe, wie man Habitate schonen und wirtschaftlich bewirtschaften kann. Außerdem, dem Wandel der Technik und Zeit angepasst, hätte dann auch eine Änderung Richtung digitaler Fotodokumentation stattfinden können. Vielleicht wird das ja noch was.

Mittlerweile könnte man hier auch klar Lobbyarbeit darin sehen. Ach ja, sehen, hat noch jemand Insekten auf der Frontscheibe?

Großer Feuerfalter

Dieses Exemplar habe ich in einer exquisiten Schmetterlingssammlung vor die Linse bekommen. Der Schmetterling ist schon viele Jahrzehnte tot und auch da war die Gefährdungslage schon klar.

Lycaena dispar rutila

Dieser Feuerfalter ist heute sehr gefährdet. Er ist zwar sehr anpassungsfähig, allerdings werden ihm die Lebensräume, beinahe systematisch, entzogen. Dort, wo der Lebensraum in Ordnung ist, gibt es recht viele Falter. Vielleicht gibt es ja noch Hoffnung.